Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Eine kurze Einschätzung zu einem immer wieder gehypten Thema: Vitamin D. Die aktuelle US-amerikanische Leitlinie empfielt, nicht auf Vitamin D-Mangel zu screenen, sondern bei vermutetem Bedarf zu supplementieren, und zwar nicht pulsatil wöchentlich, sondern täglich mit 400-1000 Einheiten. Interessanterweise sind aktuell auch relevante Bedenken zur Übertherapie mit Vitamin D und Calcium erschienen. Ein Beitrag empfiehlt sogar, die routinemäßge Vitamin D Supplementierung ganz sein zu lassen. Zum Thema MS und Vitamin D gibt es viele Beobachtungs- und Korrelations-Studien, die einen günstigen Effekt nahelegen. Hier ist jedoch das übliche Problem der fehlenden Kausalität zu berücksichtigen: Wer sich Gedanken über Vitamine macht, denkt im Zweifel auch über andere Gesundheitsaspekte nach und wird daher gesünder sein als die „is mir doch egal“ Mehrheit. Studien zur Supplementierung zeigen jedoch meist keinen Effekt. Einen gelungenen Verriss dazu („Vitamins give you expensive pee“) zeigt dieser erfrischende Beitrag. Beweisende randomisierte Studien (RCT) sind rar. Aktuelle RCT Ergebnisse sind wieder mal ernüchternd: Der Effekt einer hochdosierten Supplementierung bei MS ist in einer akutellen Arbeit aus Lancet nicht nachweisbar, eine aktuelle Übersicht sieht ebenfalls keinen nachweisbaren Vorteil. Wenn also ein Patient nach Vitamin D fragt, können wir getrost antworten, dass der Nutzen lediglich für den Verkäufer sicher ist.
Aus dem letzten Bulletin des BfArm ein paar Hinweise zu Arzneimittelnebenwirkungen aus unseren Fächern, weil man ja immer nur das sieht, was man weiß: Es gibt derzeit beobachtungswürdige Hinweise auf Muskelfaserrisse unter Pravastatin (ich würde einen Klasseneffekt aller Statine vermuten). Außerdem lohnt es sich, nach Erektiler Dysfunktion und Schlaflosigkeit unter CGRP-Antikörpern zu fragen bzw. darüber aufzuklären.
Vergessen Sie bitte nicht die Möglichkeit der Blankoverordnung Ergotherapie, insbesondere in psychiatrischen Indikationen, weil in diesem Fachgebiet nur ein minimales Budget besteht, das sie auf diese Weise schützen! Indikationen sind Diagnosegruppe SB1 (Wirbelsäule etc. mit motorisch-funktionellen Schädigungen), PS3 bei wahnhaften und affektiven Störungen und PS4 bei dementiellen Syndromen.
Nachlese ZNS-Tage 2024: Einige interessante Vorträge sind jetzt als Video-on-Demand verfügbar, unter anderem der Polittalk und der anschließende Festvortrag von Prof. Hecken, der sich kein Blatt vor den Mund nimmt! Außerdem denken Sie bitte jetzt schon an die ZNS-Tage 2025 vom 13-15.03.2025 im Mariott-Hotel in Köln !
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